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TOWN TO TOWN, SUN TO SUN - 2008
Blue Rose Records - DVD: BLU DV0445 - CD: BLU DP0439


ROCKTIMES
The Brandos / Town To Town, Sun To Sun

Von den Fans lange ersehnt und heiß erwartet, kommt sie nun endlich auf den Ladentisch: Die erste Live-DVD nach den Live Audio-Alben "In Exile" (1995) und "Live At Loreley" (1999), bei der die DVD den kompletten Auftritt beim "Rockpalast/Crossroads"-Festival am 20.10.2007 in der Harmonie in Bonn, sowie als Bonus sieben weitere Songs enthält, die bei der Show im K4 in Nürnberg vier Tage später mitgeschnitten worden waren. Und als ob das noch nicht genug ist, gibt es zwei verschiedene Versionen. Zum einen ein mehrfach aufklappbares Drei-Disk-Package mit zwei Audio Live-CD's und einer DVD, wobei sich die Audio-Tracks der beiden Shows dadurch unterscheiden, dass für die Doppel-CD weit mehr Songs der Nürnberg-Show verwendet wurden, als vom Rockpalast Auftritt.

Zum anderen erscheint noch eine DVD-only-Version in der typischen Langform Verpackung. Dadurch kommt man in den Genuss eines fast vollständigen Sets der "Over The Border"-Tour. Im Klartext bedeutet das zwei Stunden straighte Rockpower mit Einflüssen des texanischen Gitarrenrocks leichter mexikanischer Prägung, sowie Riff- und Sangeskunstkultur im Stil von Creedence Clearwater Revival, allerdings in fetterer und rockigerer Art. Wer schon bei Brandos-Konzerten war, der weiß, dass soundtechnisch höchste Qualität geboten wird. Das ist auf der DVD nicht anders. Die Kameraführung passt sich den Bewegungen der Band nahtlos an. Schnelle, saubere Schnitte und eine Kamera, die zeitgleich auf die Musiker zoomt, geben dem Zuschauer das Gefühl, Live dabei zu sein. Das und nichts anderes soll eine DVD vermitteln, was auch hier der Fall ist. Das Quartett um Frontröhre und Leadgitarrist Dave Kincaid ist in glänzender Spiellaune. Die Riffs sitzen wie eine Eins und die Refrains werden mehrstimmig und mitreißend durch die Amps gejagt. Wenn man bedenkt, dass eigentlich nur noch die Gründungsmitglieder Dave Kincaid und Basser Ernie Mendillo mit von der Partie sind (die anderen Mitmusiker waren in den letzten Jahren einem ziemlichen Wechsel unterzogen) bringt es die aktuelle Besetzung fertig, ein perfektes, homogenes Klangbild abzuliefern. Die Neuzugänge Ziga Stanonic an der Gitarre und Patrick Fitzsimmons an den Fellen, lassen keine Wünsche offen. Das Zusammenspiel bei den Klassikern "Gunfire At Midnight" und "The Light Of Day" ist schlicht perfekt. Primus inter Pares bleibt natürlich Dave Kincaid, der sich mit seiner unvergleichlichen Stimme und erstklassigen Gitarrenläufen durch die Highlights der Bandhistorie spielt.

Natürlich liegt der Fokus, wie nicht anders zu erwarten, bei dem Material des aktuellen Studioalbums Over The Border, das bis auf ein paar Ausnahmen, präsentiert wird. Hits wie "Gettysburg" und "The Light Of Day" können mit ihren rauhen und scharfkantigen Gitarrensoli restlos überzeugen. Derjenige, der von den Audio-Fassungen bereits fasziniert war, ist von den Live-Versionen, die auch von der Farbenpracht des Bildmaterials leben, komplett hingerissen. Bekanntes wie "The Solution", "The Keeper" und die im irischen Stil vorgetragene Folk-Ballade "Tell Her That I Love Her" und natürlich, der vom Bassisten gesungene Rock'n'Roller "The Last Tambourine", kommen mitreißend rüber, man merkt einfach, dass der Band die Arbeit Spaß macht. Die Brandos, die nach längerer Bühnenabstinenz in Deutschland wieder mit ihrem aktuellen Longplayer und anschließender Tour, der Erwartungshaltung ihrer Fanschar voll entsprochen haben, legen mit dieser DVD ein Dokument ihres derzeitigen Leistungslevels ab. Rock in diversen Schattierungen wird mit Volldampf und diffizilen Gitarrenleads auf höchstem Niveau zelebriert. Perfekt, intensiv und gleichzeitig tiefgehend mit ihren Lyrics, vermitteln sie einen großartigen Überblick über ihre Schaffensjahre.

Ihr Markenzeichen besteht darin, dass sie originell klingen, allein das ist heutzutage schon beinahe ein Novum. Positiv fällt auf, dass die DVD nicht, wie bei anderen Kollegen, mit Füllmaterial wie Interviews, Roadmovies, The Making Of u.ä. zugekleistert ist. Hier bekommt der Konsument einen reellen Gegenwert für seine Investition. Kraftvolle und mit fetziger Gitarrenmucke unterlegte Rockmusik, die mit der Reibeisenstimme von David Kincaid veredelt ist, vermittelt eine derartige Live-Atmosphäre, dass es den Zuhörer aus dem Sessel katapultiert. Klarer und satter Stereo-Sound und eine tadellos geschnittene DVD schießen über die Dauer von zwei Stunden kontinuierlich Abrock-Granaten in das Wohnzimmer-Kino. Dieses Box-Set muss der Fan einfach besitzen, und der Rest kann mit einem Minimum an Restrisiko, einfach zugreifen und sich ein Gesamtkunstwerk für gehobene Ansprüche antun.
10 RockTimes-Uhren

Review vom 14.03.2008
geschrieben von Jürgen B. Volkmar


streetclip.tv 2008
BRANDOS - Town to Town (Live CD + DVD)

Die BRANDOS werden gerne als "Creedence Clearwater Revival-Ersatz" gehandelt, was zwar stilistisch hier und da passend ist (vor allem beim Gesang), der Band aber nicht gerecht wird. Zuviel irish-folkloristische Einflüsse finden ihren Weg in die Songs der New Yorker (!), zu Eigenständig ist das Material. Trotzdem dürften sich Fogerty/CCR und die BRANDOS die gleiche Zielgruppe teilen: Rockfans, denen der Song wichtiger ist als technische Spielereien. Ähnlich wie beim Grand-Master John Fogerty besteht die Gefahr, dass junge Hörer die Qualität der Band nicht gleich erkennen. Das ist allerdings ein grundsätzliches Problem und kein Fehler der BRANDOS. Es ist eher die fehlende musikalische Erziehung oder ein negatives Zeichen der Zeit, dass Musik mit Computern/Keyboards und programmierten Drums positiv dargestellt werden, obwohl es sich zu 90% um Fast Food handelt. Doch kommen wir zurück zu "Town to Town", dem CD + DVD Paket der Brandos. Das Hauptprogramm (akustisch und visuell) ist der Auftritt in Bonn vom Oktober 2007. In hervorragender Bild- und Tonqualität liefern die Amis einen sehr gut ausgewählten Querschnitt ihres Schaffens und überzeugen durch eine mitreißende Spielfreude. Sicher, eine "dolle" Bühnenshow darf man nicht erwarten, würde aber bei den Brandos auch deplatziert wirken. Peter Frampton hat einst mit seiner Live-LP "Comes Alive" seine Karriere in schwindelnde Höhen ausgebaut. Ich wünsche den Brandos den gleichen Erfolg mit ihrem Live-Album, denn die ehrlichen Handwerker hätten es nach zahllosen guten Studioalben verdient. Die Scheibe beweist mal wieder eindrucksvoll, wie langweilig und schnelllebig Pop-Musik ist. Bei Bands wie den Brandos spielt die eigentliche Musik

neudi/streetclip.tv