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OVER THE BORDER - 2006
Blue Rose Records - BLU DP0411


Bremer Tageszeitung WESER_KURIER vom 30.12.06
Wirklich nichts als Rock’n’Roll

BREMEN. Die Gattungsbezeichnung "Rock" ohne irgendwelche Zusätze ist so gut wie ausgestorben: Es gibt zwar Gothic-, Punk- oder Post-Rock, aber ohne diese Erweiterungen fühlt sich der Begriff mittlerweile nackt an. Assoziationen tauchen auf aus fernen Zeiten, in denen dies Genre für jugendliche Rebellion, Ehrlichkeit und wilde Energie stand. Aber trotzdem: Die Brandos aus New York machen genau das: Rock - und das seit über zwanzig Jahren. Nach mehrjähriger Abstinenz kamen sie nun auch wieder ins Modernes; mit im Gepäck hatten sie ihr gerade erschienenes neues Album "Over The Border" - das erste seit acht Jahren. Es wäre jetzt unangemessen zu vermelden, dass die neue Scheibe keine Überraschungen enthält. Denn im Vergleich zu anderen Bands ist die stilistische Bandbreite des Quartetts wesentlich größer: Sie beherrschen treibende Songs in klassischer Rock'n’Roll-Form, mögen satte Bluesrock-Riffs, aber überzeugen auch durch gesanglich schön gesetzte mehrstimmige Balladen, bei denen man an die legendären Byrds oder Buffalo Springfield denken möchte. Uneingeschränkter Mittelpunkt der Band ist Sänger und Gitarrist Dave Kincaid. Er besitzt diese kraftvolle "Edelreibeisenstimme", die in ihrer Färbung im Kosmos von Roger McGuinn, John Fogerty und Paul Weller kreist. Gleichzeitig ist er ein virtuoser Instrumentalist, der sowohl filigrane oder spacige Begleitungen zaubert, als auch schnelle präzise Soli in verschiedenen Soundvariationen zu Gehör bringt. Bei einigen Songs greift er auch zur akustischen Mandoline. Besonders hier werden dann irische Einflüsse deutlich. Diese Ausrichtung auf eine Person hat allerdings Nachteile. Die Mitmusiker wagen es kaum, individuelle Akzente zu setzen. Gegen Ende seines Programms wird das Quartett noch einmal hörbar lockerer. Hier finden sich dann auch längere Instrumentalpassagen, die zuvor nicht vorhanden waren

Danke Christian!
 

radio eins rbb
CD der Woche vom 25. Dezember bis 31. Dezember 2006

Over The Border - The Brandos

Den Brandos eilt der Ruf voraus, einer der besten Live-Rockbands aus den USA zu sein. Kurioserweise hat sich die Kapelle diese Meriten nicht in ihrer Heimat, sondern im „good ol’ europe“ verdient. The Brandos tourten in den 80ern und 90ern intensiv durch hiesige Breiten und haben sich im Laufe der Jahre eine eingefleischte Fangemeinde erspielt, die mit der Band durch Dick und Dünn geht.

Seit der Gründung im Jahre 1985 hatte die Formation um Sänger und Gitarrist Dave Kincaid diesen Beistand auch bitter nötig, ist ihre Geschichte doch geprägt von Line-Up-Wechseln sowie Streitigkeiten mit Plattenfirmen, die allesamt verhinderten, dass ihre Karriere so richtig in’s Rollen kam. Es spricht für die Jungs, dass sie trotzdem durchgehalten und nun mit „Over The Borders“ ihr erstes reguläres Album seit acht Jahren herausgebracht haben. Und The Brandos knüpfen da an, wo sie 1998 mit „Nowhere Zone“ aufgehört haben. Noch immer widmen sie sich knackigem Bluesrock, in dem sich wohldosiert (irischer) Folk, Country und neuerdings auch ein Hauch von Salsa tummeln. Die in der Bandhistorie immer wieder zitierten Vergleiche mit REM und Creedence Clearwater Revival kann man getrost so stehen lassen, zumal Dave Kincaids eindrucksvolles Organ wirklich wie eine Mischung aus Michael Stipe, John Fogerty und Cat Stevens klingt. Dazu gesellen sich erdige Riffs, sattes Schlagzeugspiel und lässige Basslinien, für die sich nicht nur jeder Trucker, sondern auch alle anderen Freunde des klassischen Rock begeistern dürften. Yeeha!

gefunden bei http://www.radioeins.de

 

Echo Online Darmstadt

„Over The Border“ von „The Brandos“
Keine Grenzen von Irland bis Mexiko
WÜSTEN-ROCK ist nur eine Gangart der „Brandos“.

Over The Border: der Titel dieses Albums wird Americana-Fans sofort an einen Hit der Band „Alabama“ erinnern: „Across The Borderline“ hieß 1990 eine herrliche Ode an die Selbstjustiz an der Grenze zu Mexiko, „wo ein Sheriffstern keinen Zehner wert ist“.

Hohe Erwartungen also, die zumindest das von Ober-„Brando“ David Kincaid geschriebene Titelstück in vollem Umfang erfüllt. Fans der 1986 in New York City gegründeten Indie-Rockband mussten seit deren letztem Studioalbum „Nowhere Zone“ acht Jahre auf ein erneutes Lebenszeichen warten. Heute erscheint (bei Blue Rose Records) ein neues Werk mit zehn Stücken und knapp 44 Minuten Spielzeit, fast ein bisschen spät für die bereits seit Anfang Dezember laufende Europatournee.

Auf dem Album erscheint der Sound der 1996 neu formierten „Brandos“ freilich überwiegend rockig, auch wenn sie sich hier ins Grenzland zwischen Texas und Mexiko begeben. Über scharfkantigen Bergketten aus ruppiger Gitarre, Bass (Ernie Medillo) und Schlagzeug (Frank Funaro) wallen Andy Burtons Orgelwolken wie begütigende Nebel, immer wieder zucken wieselflinke Soli auf wie Wetterleuchten, im Wechsel von spanischer, verzerrter wie auch glasklarer elektrischer Gitarre, Dave Kincaids flirrender Mandoline.

Dazu erzählen die jubilierenden Stimmen von Kincaid und Mendillo vom Land des endlosen Cactus, von den „hermanos y hermanas“, Brüdern und Schwestern, und den alten Legenden, die der abuelito, der Großvater erzählte. Auf dem Cover türmen sich die charakteristischen Säulenkakteen, im Beiheft dankt Kincaid seiner „familia mexicana“.

Auch „Walking Home“ besingt den Heimweg nach Mexiko – nicht notwendig zu Fuss, auf der Interstate 5 (die freilich nicht von New York, sondern entlang der Pazifikküste immerhin nach Baja California führt) tut es auch der Pickup Truck.

Bei „The Only Love I Can Get“ wird der Gesang noch rauer, die Rhythmik noch unruhiger, die Stimmung noch bedrohlicher,sie bricht in einem kurzen, schrägen Akkord und einem Break – wie eine wilde Melange aus mild-harmonischem Westcoast- und rustikal-erdigem Southern-Rock.

Dieses breite stilistische Spektrum lassen die „Brandos“ gerne nach allen Seiten ausfransen. „She’s The One“ und „Dino’s Song“ etwa erinnern an Merseybeat der Sechziger – die Gitarre mit cleanem Sound und schrillen Vibratoeinsätzen könnte von den „Spotnicks“ stammen.

Dann wieder mutieren die „Brandos“ urplötzlich zu Irish Folk-Rockern. Bei dem deftig daherstapfenden Set „Merrily Kissed The Quaker/The New York Volunteer“ fühlt man sich an die „Chieftains“ erinnert. Es wird angeführt von dem flinken Quäken der Uillean Pipes.

Dieser (hier von Jerry O’Sullivan gespielte) irische Cousin der schottischen Highland Pipes wird nicht geblasen, sondern gepumpt – mit einem Blasebalg unter dem Ellenbogen, und seine klappenbewehrten Pfeifen lassen leichtfüßige Melodiefolgen zu.

In kernigem Gesang zu sanftem Folkgitarrenpicking nimmt Kincaid in „The Triangle Fire“ die Rolle eines irischen Einwanderers von 1909 an, der miterleben muss, wie seine Frau beim Brand einer New Yorker Hemdenfabrik umkommt – die Bosse hatten die Näherinnen hinter verschlossenen Tüten buchstäblich bis in den Tod ausgebeutet. Doch ebenso unvermittelt schwenken die „Brandos“ wieder in deftigen Rock ab mit „He’s Waiting“.

gefunden bei http://www.echo-online.de

 

Stuttgarter Zeitung

CD-Tipps
Neue CDs im Januar 2007

The Brandos: Over The Border

Das lange Warten hat ein Ende. So still war es um Dave Kincaid und seine Brandos geworden, dass man mutmaßen musste, sie hätten endgültig das Zeitliche gesegnet. Schließlich war ihr letztes Studioalbum 1998 erschienen. Doch Totgeglaubte leben länger.

Mit einem Intro, das eines Italowesterns würdig wäre, startet "Over The Border". Statt dem einsamen Rächer betritt Dave Kincaid mit kraftstrotzender Stimme die Szenerie, die Gitarren verdichten sich zum Formationsritt und münden in einen mit Pathos geladenen Refrain.

Manchen mag diese Art zu Musizieren altmodisch und überholt erscheinen. Wobei Kincaid, der viele Themen seiner Songs in der amerikanischen Geschichte und der ihrer Einwanderer findet, gegen den Begriff altmodisch wohl wenig einzuwenden hätte. Überholt ist die spezielle Art der Brandos, Folkmotive mit Twanggitarren, mehrstimmigen hymnischen Refrains, klassischem Rock’n’Roll zu einer mitreißend explosiven Mischung zu formen, ganz und gar nicht. Jetzt, nachdem sie wieder da sind, wissen wir erst, was uns gefehlt hat.

Uwe Hopf

gefunden bei: http://www.stuttgarter-zeitung.de


CD-Review von Home of Rock

CD-Review von Rocktimes.de